Einleitung

Zählen & Klatschen

Zu einem Metronom laut auf verschiedene Zählzeiten eines Taktes zählen, dazu einen bestimmten Rhythmus klatschen und währenddessen noch mit dem Fuß die Viertelschläge mitklopfen. Wer das noch nie gemacht hat, wird jetzt vielleicht ein wenig befremdet sein und sich fragen, ob das ernst gemeint ist. Doch es ist ernst gemeint. Für erfahrene Schlagzeuger ist es eine der leichtesten Übungen, nur für uns Tonakrobaten eher ungewohnt, jedoch ungemein effektiv für die Grundlage rhythmischer Unabhängigkeit! „Un-abhängig“ kann in diesem Zusammenhang ruhig wörtlich genommen werden. Du sollst versuchen, drei „Instanzen“ deines Körpers – Hände, Stimme und Füße – mit einer externen Taktschlagquelle (Metronom) so zu koordinieren, dass jede Aktion unabhängig und dabei bewusst abläuft.

Eine wesentliche Grundlage für diese Arbeitsweise liefert uns die Hirnforschung, nach deren Erkenntnissen das Gehirn zwei Hälften, eine linke und eine rechte Hemisphäre besitzt. Die linke Hälfte des Gehirns ist für logische und analytische Strukturen unserer Denkvorgänge zuständig, während die rechte Seite für gestalterische und emotionale Dinge verantwortlich ist. Faktoren, die sich gegenseitig ausschließen? Ganz im Gegenteil, sie bedingen sich sogar und ergänzen sich in ihren Ausprägungen perfekt. Ein paar Beispiele:



Links

Rechts

ZahlenRaumbewusstsein
LogikGestalt
FolgenVorstellungsvermögen
ListenFarben
WorteRhythmus

Um während eines Schaffens- oder Lernprozesses konzentrierter und damit letzendlich schneller zu einem ausgereiften Ergebnis zu kommen, genügt es nicht, nur eine der beiden Hälften zu beanspruchen. Wir sollten die Ausprägungen beider Hirnhälften in unser Training mit einbeziehen.
Du wirst feststellen, dass das bloße Zählen innerhalb der Übungen wenig Schwierigkeiten macht. Auch das isolierte Klatschen oder die Bewegung der Füße wird relativ einfach sein. Erst das gleichzeitige Zusammenwirken beider Aktionen wirbelt das Denkvermögen ordentlich durcheinander. Das bedeutet nicht, dass es zu kompliziert ist. Dein Gehirn muss sich nur erst an diese Arbeitsweise gewöhnen.
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Zum Metronom (Taktell)

Für die Arbeit mit dem Kurs (und darüber hinaus!) ist ein Metronom unbedingt erforderlich. Du brauchst es im Zuge aller Übungen. Falls du noch keins besitzt, beschaffe dir ein elektronisches Taktell, was einen dunklen „Klackton“ erzeugt. Für die Schulung der rhythmischen Auffassung ist dieser Impuls vorteilhafter als die verhältnismäßig hohen Töne kleinerer Metronome oft im Format eines Stimmgeräts. Sie heben sich nicht so gut vom Klang deines Instruments ab. Außerdem sind kleine Geräte umständlicher zu bedienen. Natürlich tut’s auch jede bessere App auf deinem Smartphone oder dem Tablet.

Der Begriff „Metronom“ (Abk. M.M.) kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Takt“ und „Gesetz“. Die Zahlen von 40 bis 208 auf einem Taktell geben an, wie oft das Ding in der Minute einen Impuls von sich gibt. Die Bezeichnungen von „Largo“ (breit) bis „Presto“ (schnell) sind italienische Namen für Tempobereiche, in denen die jeweiligen Schlagzahlen liegen. Im Jazz- oder Pop/Rock-Bereich werden die Begriffe „Slow“, „Medium“, „Medium-Up“ und „Up“ bzw. „Up-Tempo“ verwendet. Anstelle einer konkreten Tempoangabe findet man in den Noten oft nur die Angabe des entsprechenden Tempobereichs.
Die Tempobezeichnungen werden normalerweise so verstanden, dass das Taktell auf den Viertelnoten eines Takts schlägt. In den folgenden Kapiteln werde ich verschiedene Arbeitsweisen demonstrieren, die sich vom Viertelklick eines Metronoms wegbewegen, was dich zu einer eigenständigen rhythmischen Auffassung führen soll. Indem man das Raster vergrößert und das Taktell nicht mehr auf jeden Schlag einstellt oder die Betonungen verlagert, ist das eigene Tempoempfinden stärker gefordert. Das trainiert nicht nur besser, sondern man kann mit solchen Übungen richtig Spaß haben und mit dem Metronom sogar grooven!

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      2 Aufwärmübungen

      1. Stell dein Taktell auf das Tempo 80. Klatsche nun dazu, indem du versuchst, dein Klatschen ganz genau auf den Schlag des Metronoms zu bringen. Wenn du präzise auf dem Impuls des Metronoms bist, wirst du bemerken, wie dessen Ton dünner wir und nahezu „verschwindet“. Hör dir unten das Hörbeispiel Beispiel 1 an. Die Frequenzen sollen so übereinander liegen, dass man das Taktell fast nicht mehr hört. Tipp: Schau nicht auf die blinkende LED am Taktell, sondern versuche, wirklich zu hören!
      2. Bei der zweiten Übung (Hörbeispiel: Beispiel 2) zählst du nun laut die Viertelschläge bei Tempo 80 mit. Allerdings nicht, wie zuvor auf den Schlag des Metronoms, sondern genau dazwischen. Der Impuls des Taktells kommt also auf „und“. Das richtige feel bekommt das Ganze noch, wenn du auf den Metronomschlägen auch noch klatschst oder mit dem Finger schnippst.
      Beispiel 1
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      Beispiel 2
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