Freitag, Samstag und Sonntag 17.-19.11.2023
Referenten: Dr. med. Volker von Baehr, Dr. med. Kurt E. Müller, Dr. Rainer Klement, Florian Schilling, Christian Burghardt

„Abwehrschwäche & Maligne Erkrankungen bei Post-Vac/Long-Covid“
  • Immuninsuffizienz bei Post-Vac & Long-Covid
  • Die Rolle der Makrophagen bei Covid-19
  • Persistenz von Spike & Sars-CoV2
  • Metabolische Tumortherapie & Funktionszucker bei Tumorerkrankungen


Tag 1
09:00 - 18:00 Uhr mit Pausen

Vortrag HP Florian Schilling,
B.Sc. Health Science


VITA
Internationaler Referent seit 2007 und zuletzt Program Director im Esperance Integrative Cancer Center, Bumrungrad Hospital
in Bangkok. Seine Schwerpunkte liegen in integrativer Onkologie, klinischer Entgiftung sowie Funktioneller Medizin.
Wissenschaftlicher Leiter von MITOcare.




Vortrag Dr. med. Volker von Baehr

Post COVID und Post Vac-Syndrom - Labordiagnostische Strategien zum Nachweis und zur Therapielenkung
Bis heute gibt es keinen Labormarker, mit dem man Post Covid oder Post Vac beweisen kann. Auch kann man nicht differenzieren zwischen Post Covid und Post Vac, abgesehen von seltenen Konstellationen, wo eine natürliche Infektion ausgeschlossen werden kann. Das gelingt durch eine differenzierte Betrachtung der im Lymphozytentransformationstest gemessenen T-Gedächtniszellantwort auf Peptide des S1-Proteins sowie der Nucleocapsid- und Membranprotein-Peptide.
Initial beinhaltet das Labor immer die Differentialdiagnostik von durch Akutinfektion oder Impfung ausgelösten internistischen Grunderkrankungen. Hauptaugenmerk liegt auf systemischen oder organspezifischen Autoimmunerkrankungen.
Sollte diese Diagnostik unauffällig sein, ist bei entsprechender Symptomatik von einem Postinfektionssyndrom / Postvakzinierungssyndrom auszugehen, was man als "Erkrankung des Immunsystems" verstehen muss. Wichtig ist in diesem Fall die Unterscheidung zwischen hypo- und hyperinflammatorischem Geschehen unter Berücksichtigung aller drei Entzündungssysteme (Monozyten/Makrophagen, Mastzellen, TH1-Effektorlymphozyten). Immunstimulierende Therapiemaßnahmen sollte man nur einsetzen, wenn durch im Blut fehlende Entzündungsmediatoren ein hypoinflammatorisches Geschehen bestätigt ist. Das betrifft ca. 20% der Fälle. Bei etwa 80 % sehen wir dagegen Zeichen der Hyperinflammation, weshalb diese Patienten eher antientzündlich/antioxidativ co-therapiert werden müssen und keinesfalls immunstimulierend.
Ein wichtiger weiterer Teil der Labordiagnostik ist der Nachweis von Immundefiziten. Dazu dienen die T-zelluläre Immunfunktion, das TH1/TH2/TH17-Balance-Profil und die NK-Zellfunktion. Mehr als 70% der Patienten haben hier messbare signifikante Defizite. Betroffen sind sowohl hypo- als auch hyperinflammatorische Typen. Wichtig, auch wenn heute in seiner therapeutischen Relevanz noch umstritten, ist auch der Nachweis von Autoimmunität, insbesondere die Frage nach GPCR-Antikörpern die gegen neuroendokrine Rezeptoren des vegetativen Nervensystems gerichtet sind.
Im Vortrag wird auf die typische Konstellationen der Mikronährstoffdefizite eingegangen und auf klassische Veränderungen im Mikrobiom betroffener Patienten.
Die Gesamtheit der Labordiagnostik hat das Ziel, die Wiederherstellung der Selbstregulation und der intakten Immunfunktion zu beschleunigen, ohne dabei das Immunsystem (z.B. durch unkontrollierte Immunstimulation) zu überfordern
.


VITA

Studium der Medizin an der Humboldt-Universität Berlin 1990-1996, anschließend Tätigkeit im Institut für Medizinische Immunologie an der Charité Berlin.
1997-1999: Tätigkeit in den Medizinisch Immunologischen Laboratorien München (Dr. Bieger)
2000: Niederlassung in Berlin, seit 2002 Leitung des immunologisch orientierten Speziallabors im Institut für Medizinische Diagnostik Berlin.
Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit:
- Optimierung und klinische Validierung zellulärer immunologischer Testverfahren
- Entwicklung zytokinbasierter zellulärer Immunteste zum Nachweis von Zahnersatzmaterialsensibilisierungen.
- Untersuchungen zur Pathogenese von Lokalanästhetika-Sensibilisierungen
- Implantat-assoziierte Arthritis





Vortrag Dr. med. Kurt E. Müller

Die Rolle der Makrophagen bei COVID 19

Makrophagen sind Zellen des innaten mononukleären Phagozytensystems, zu denen auch die neutrophilen Granulozyten gehören. Aus myelomonozytären Vorläuferzellen entstehen noch im Knochenmark Monozyten. Im Blut können diese 20-30 Stunden zirkulieren und machen so 2-4% der Leukozyten aus. Bei Entzündungen unterschiedlicher Ursache wird die Verweilzeit im Blut auf zehn Stunden verkürzt. Sie verwandeln sich dann zu gewebsständigen Makrophagen am Ort der jeweiligen Entzündung. Dort entwickeln sie zytotoxische und phagozytierende Eigenschaften. Sie erkennen körperfremde Oberflächenstrukturen von Proteinen und Glykoproteinen der Viren, Bakterien und Tumorzellen. Diese Bestandteile können mit MHC-II-Molekülen verknüpft werden, wodurch T-Helferzellen des spezifischen Immunsystems infolge der Antigenpräsentation aktiviert werden können. Der Effekt ist schwächer als bei dendritischen Zellen ausgeprägt. Durch Expression von IL-2 können sie allerdings erheblich zur Proliferation der TH1- Zellen beitragen. Entsprechend ortstypischer Eigenschaften unterscheidet man alveoläre Makrophagen, Kupffer-Zellen der Leber, sessile Makrophagen der Milz, Makrophagen der Körperhöhlen und Osteoklasten des Knochenmarks. Funktionell werden Subtypen unterschieden, von denen M1 und M2 Makrophagen die wichtigsten sind. M1-Makrophagen haben pro-inflammatorische Wirkung und fördern die Expression von IL-6 und TNF-ɑ. M2-Zellen werden insbesondere durch IL-4 aktiviert. Sie besitzen dominierend anti-inflammatorische Wirkung und haben die Aufgabe, die Entzündung zu kontrollieren. Die Interaktion ist dem TH1/TH2-Zell System vergleichbar. Die Situation stellt sich bei COVID-19 Infektionen allerdings komplexer und nicht mehr so einheitlich dar.

So konnte bei alveolären M1 Makrophagen die Vermehrung von SARS-CoV-2 und dadurch die Begünstigung der Infektionen nachgewiesen. Die fördernde Wirkung der O2-Beatmung wurde zu Beginn der Infektionswelle bereits beschrieben. Auch weisen Untersuchungen über die Belastung der Makrophagen durch Partikel der Umwelt darauf hin, dass die Entzündung verstärkt wird. Hingegen können M2 Makrophagen mit ihrem höheren endolysosomalen pH-Wert die Degraduierung von Viren in Lysosomen fördern und den Krankheitsverlauf abschwächen. Auch konnte gezeigt werden, dass die erfolgte Immunisierung gegen S-Protein, dessen Bildung durch m-RNA Impfung sehr unterschiedlich lange in Gang gesetzt wird, durch IL-1ß Expression bei einer Infektion auf lange Zeit gesteigert werden kann. In Zellkulturen konnten andere Autoren zeigen, dass sowohl M1als auch M2 Zellen hemmende Wirkung auf den Virus haben, aber nur M1 und undifferenzierte M0 Zellen proinflammatorische Zytokine exprimieren. Das akute Respiratorische Distress Syndrom (ARDS) wurde ganz den M1 Makrophagen zugeordnet. Ein interessanter Effekt wurde bei den nach Impfung aufgetretenen Myokarditis Fällen beschrieben. Die funktionelle Einschränkung der Myokardfunktion wird nach Feststellung der Autoren nicht durch die toxischen Spike Proteine verursacht, sondern ist Folge der durch Makrophagen vermittels TGF-ß initiierten Gefäßneubildung im Herzmuskel, die zu einer Strukturlockerung des Muskels führt. Ein Prozess der vergleichbar auch bei der Metastasierung von Tumoren beobachtet werden kann. Es bleibt abzuwarten, inwieweit dieser Änderung der Struktur später einen bindegewebigen Umbau (dilatative Kardiomyopathie) erfährt


VITA

Studium der Medizin an den Universitäten Köln und Würzburg. Promotion über die metabolischen Effekte von Betablockern.
Nach internistischer Weiterbildung mit dem Schwerpunkt Onkologie ab 1977 Weiterbildung zum Facharzt für Dermatologie an der Universität Ulm.
Von 1981 bis 2019 als Arzt für Dermatologie in eigener Praxis bis 2019 tätig.
Zusätzliche Tätigkeitsschwerpunkte: Klinische Umweltmedizin, Allergologie, Berufsdermatologie, Präventionsmedizin, funktionelle Medizin und Stessmedizin.
Dozent für Klinische Umweltmedizin im Masterstudiengang Präventionsmedizin an der Dresden International University (DIU).
Sachverständiger in nationalen und internationalen Kommissionen und dem Robert Koch-Institut.
Mehr als 90 wissenschaftliche und 30 berufspolitische Publikationen, mehrere Buchbeiträge, über 600 Vorträge.





Tag 2
09:00 – 16:00 Uhr mit Pausen

Vortrag HP Florian Schilling,
B.Sc. Health Science

VITA
Internationaler Referent seit 2007 und zuletzt Program Director im Esperance Integrative Cancer Center, Bumrungrad Hospital
in Bangkok. Seine Schwerpunkte liegen in integrativer Onkologie, klinischer Entgiftung sowie Funktioneller Medizin. Wissenschaftlicher Leiter von MITOcare.





Vortrag Dr. Rainer Klement

Krebs als Rückschritt in der Evolution - Implikationen für die Ernährungstherapie

Die Merkmale von Krebszellen erinnern stark an das Verhalten von Einzellern in einer nährstoffreichen Umgebung. Hier präsentiere ich Belege für die Theorie, dass Krebs einen evolutionären Rückschritt bis in die Zeit vor Entstehung der ersten Eukaryonten darstellt, woraus sich die Hauptmerkmale der Tumorzelle evolutionär erklären lassen. Eine Schlüsselrolle spielt die initiale Beschädigung oder sonstige funktionelle Einschränkung der Mitochondrien, die die Zelle dazu zwingt, ein uraltes Überlebensprogramm zu aktivieren, das zum Verlust von Kontrollmechanismen, die sich in Mehrzellern entwickelt haben, und zur Aktivierung uralter, in Mehrzellern stillgelegter Gene, führen kann. Die Konsequenz auf metabolischer Ebene ist ein gradueller Übergang von mitochondrialer Zellatmung hin zur Substratebenen-Phosphorylierung, v.a. der Vergärung von Glukose zu Laktat (Warburg-Effekt). Daraus lassen sich Ernährungsempfehlungen ableiten, die sich diese metabolische Besonderheit von Tumorzellen zu Nutze machen. Die ketogene Ernährung, eine kohlenhydratarme und sehr fettreiche Ernährungsform ist eine solche Empfehlung, zu der in den letzten Jahren viele neue Daten erschienen sind.


VITA

Rainer Johannes Klement ist Wissenschaftler und Gesundheitspraktiker mit multidisziplinären Forschungsinteressen. Er schloss 2005 sein Physikstudium mit Diplom ab, worauf 2008 die Promotion in Astronomie folgte.
Seit 2011 arbeitet er als Medizinphysiker im Bereich der Strahlentherapie. Seine Forschungsinteressen beinhalten den Tumorstoffwechsel und seine Beeinflussbarkeit über Ernährung und andere Lebensstilfaktoren, die ketogene und Paläoernährung, angewandte biomedizinische Statistik und systemisches Denken.
Im Jahr 2021 habilitierte sich Dr. Klement an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich zum Privatdozent. Er war an mehr als 60 wissenschaftlichen Originalpublikationen auf den Gebieten der Astronomie, Ernährungswissenschaft, Strahlentherapie, angewandter Statistik und Wissenschaftsphilosophie beteiligt.


Ende: ca. 16:00 Uhr