Das Tao
Tao ist leer, in seinem Wirken aber unerschöpflich.

heißt es im Tao Te King, dem alten chinesischen Klassiker der taoistischen Literatur. 

Weiter: 

Tao ist ewig und namenlos
Obwohl so einfach
vermag die Welt noch nicht, es zu erfassen

Das Verständnis um das Tao ist so grundlegend wichtig, wenn wir uns mit unserem natürlichen Weg und einer gesunden Lebensführung befassen. Das Tao kann uns helfen, die Vorgänge des Lebens zu verstehen und den Ballast, der uns davon abhält, damit im Einklang zu sein, loszulassen.


Taoismus – die Lehre vom Tao

Der Taoismus ist die ursprüngliche Religion und Philosophie Chinas und eine der drei Säulen, die das Leben und Denken in China maßgeblich geprägt haben (Taoismus, Buddhismus und Konfuzianismus).

Tao – ein Etwas oder ein Nicht-Etwas, dass sich laut Literatur nicht in Worte fassen lässt

Das Tao wird oft als Weg oder Sinn übersetzt, hat aber eine viel umfassendere Bedeutung. Es gleicht eher einem Prinzip, welches jeder Schöpfung zu Grunde liegt. Doch dazu gleich mehr.

Tao Te King – das heilige Buch vom Tao
 
Verfasst wurde es vor etwa 2500 Jahren von dem chinesischen Weisen Lao-tse. Es ist so etwas wie die Bibel des Taoismus, nur sehr viel kürzer und einfacher.

Es gibt also eine Lehre vom Tao, die auf einem Buch basiert, in der das Tao, das nicht beschrieben werden kann, dem Leser nahe gebracht wird. Das erscheint erstmal etwas verwirrend, doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen.

Sobald wir etwas beschreiben, begeben wir uns in die Gefahr, uns von dem Kern dessen, was gemeint ist, zu entfernen. Im Westen haben wir den Christlichen Gott schon oft beschrieben.
Einen Bart habe er, er sei gütig, verzeihe alles und er scheint ein Mann zu sein. Hier entstehen jede Menge Probleme und Missverständnisse. Wenn wir an die Wurzel des Göttlichen kommen wollen, dürfen wir auch Gott nicht beschreiben. Auch Gott verkörpert ein Prinzip, welches jeder Schöpfung zu Grunde liegt und aus dieser göttlichen Kraft wird alles erschaffen, was wir auf dieser Welt und darüber hinaus zu sehen, zu hören und zu riechen bekommen. Gehen wir noch einen Schritt weiter  und lösen uns von den Bildern, die unsere Religionen erschaffen haben, dürfen wir eine allem zugrunde liegende Urkraft finden. Eine Kraft, die alles durchströmt und die Welt lebendig macht. Mit physikalischen und biologischen Erklärungsmodellen, wie sie beispielsweise Newton und Darwin formuliert haben, kommen wir da an unsere Grenzen.

Der Taoismus stellt das Tao in seinen Mittelpunkt und sagt, "Folgt dem Tao und alles wird erschaffen, nichts bleibt ungetan."
 

Man kann ganze Bücher füllen, um das Tao zu erklären. Doch das Tao will erfahren werden und es gibt zahllose Möglichkeiten, dies zu tun.
Betrachten wir das Tao als ein Schöpferprinzip, ergeben sich daraus Dinge, die wir ganz konkret greifen, hören, riechen, schmecken und erfahren können.
Alles, was existiert, wurde erschaffen. Und allem liegt das Tao zu Grunde. 

Ein Mensch, ein Tier, ein Stein, die Sonne, ein Gedanke, ein Gefühl. 


Im Tao Te King steht:

Das Tao erzeugt das Eine,
das Eine erzeugt die Zwei,
die Zwei erzeugt die Drei,
die Drei erzeugt die abertausend Dinge.


Das Tao erzeugt zwei Extreme und zwischen diesen gegensätzlichen Polen spielt sich das Leben ab. Diese Pole sind Mann und Frau, Tag und Nacht, oben und unten, alles und nichts. Sie gehören zusammen und lassen sich nicht voneinander trennen. Alles was wir erfahren und erleben bewegt sich zwischen zwei Polen. Diese Pole nennen die Chinesen Yin und Yang und ihnen zugrunde liegt das Eine und somit das Tao.

Schon wenn wir den einfachen Schritt gehen, zu akzeptieren, dass es zu dem Yin auch ein Yang (und umgekehrt) gibt, wird unsere Leben schlagartig einfacher. Wir kämpfen nicht mehr gegen den Schatten, weil wir wissen, dass er zur Sonne gehört. Wir streiten nicht mehr mit dem Schmerz, weil er zu unserem Wohlbefinden dazugehört. Wir haben keine Angst mehr vor unserer Angst, weil wir wissen, dass es ohne sie auch keinen Mut gäbe. Ohne Altern keine Jugend, ohne Wahnsinn keinen Verstand, ohne Hass keine Liebe.

Soll ich jetzt Hass in mein Leben lassen, um Liebe zu erleben? Ganz und gar nicht, doch kann es sehr heilsam sein, zu erkennen, dass Hass nie alleine steht. Wir können Yin mit Yang begegnen. Wenn Hass auf Liebe trifft, kommt etwas in Bewegung. Wenn Angst auf Mut trifft, werden neue Wege beschritten. Das Prinzip der Polaritäten läd dazu ein, das ganze Spektrum, welches zwischen den Polen liegt, zu nutzen. Kennen wir dieses Prinzip nicht, sind wir vielleicht geneigt, auf einer Seite zu verharren. Dies lässt uns  in ein Ungleichgewicht steuern.

Ein einfaches Beispiel:
Fehlt dem Mensch Bewegung, Leichtigkeit und Liebe und hat er dafür übermäßig viel Unmut, Schwere und verbringt viele Stunden am Tag in statischer Körperhaltung, entwickelt er höchstwahrscheinlich irgendwann Rückenschmerzen. Der Gegenpol wird nicht gelebt. Oft lässt sich beobachten, dass Menschen, die besonders stark und lange an einem Pol ausharrten, zum Ausgleich ins andere Extrem rutschen. Um bei dem Beispiel zu bleiben wird hier im Urlaub vielleicht Extremsport gemacht und sehr viel Witz und Leichtigkeit gelebt. Vielleicht wird sich auch einer Romanze hingegeben. Das dient  dem Ausgleich. Der Körper verlangt danach und holt sich, was er braucht.
Je weiter wir in unserem Handeln und Sein weg von diesen Extremen sind, um so weniger Ausgleich benötigen wir. Das heißt allerdings nicht, dass es immer besser und erstrebenswert wäre, sich in der Mitte dieser Pole zu befinden.  

Das Tao erzeugt das Eine,
das Eine erzeugt die Zwei
und das Leben nimmt Gestalt an.
Der Kampf kann enden und zu einer pendelnden Kraft zwischen Yin und Yang werden.