Praxisrelevante Modelle zur nachhaltigen Gesundheitsförderung von Lehrern auf dem Prüfstand - Workshop vom 6. Oktober 2004 in Berlin

Über 70 Vertreter aus Wissenschaft, Lehrerschaft, Verwaltung, Gewerkschaft und Arbeitsmedizin diskutierten über Bereiche der Lehrergesundheit mit vordringlichem Präventionsbedarf. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen praktische Vorschläge mit Chancen für eine Umsetzung möglicher Maßnahmen und Wege zu einer Wirksamkeitsüberprüfung im Rahmen der Evaluationsforschung.
In den Beiträgen wurde deutlich, dass psychische Fehlbelastungen und daraus resultierende psychische Gesundheitsstörungen mit Frühpensionierung den Schwerpunkt der Gesundheitsprobleme bei Lehrern bilden. Die daraus resultierende Dringlichkeit des Handlungsbedarfs in Bezug auf die Gesundheitsstörungen wurde auch im Vergleich zu anderen Berufsgruppen deutlich. Während bereits eine Vielzahl von Querschnittsuntersuchungen zu dieser Problematik vorliegen, erschweren fehlende Längschnittsuntersuchungen eine zuverlässige Zuordnung der Ursachen von Gesundheitsstörungen zu Arbeitsbedingungen in der Schule.
Einen Schwerpunkt bildeten insbesondere praktische Vorschläge zu Maßnahmen zur Förderung und Aufrechterhaltung von Bewältigungskompetenzen im Schulalltag, wie Trainings zum besseren Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern, Förderung des Selbstmanagements und Organisationsentwicklung in Schulen. Es wurde auch auf Defizite bei der Auswahl geeigneter Lehramtsstudenten und auf einen Mangel in der Praxisorientierung in der Lehrerausbildung hingewiesen.
In den Vorträgen wurde deutlich, dass es nicht an kreativen Ideen für präventive Maßnahmen mangelt, sondern dass die Umsetzung schon häufig am Zugang zu Lehrern und Schulen, geringer Akzeptanz und Teilnahmebereitschaft und weiteren Barrieren im Schulwesen erscheint.
Einige Teilnehmer beklagten die mangelhafte Unterstützung der zuständigen Länderbehörden bei der Durchsetzung des Arbeitsschutzgesetzes im Schulwesen. Arbeitsmediziner äußerten den Wunsch für ein Konsenspapier mit Empfehlungen für eine Gefährdungsanalyse in Schulen und ein arbeitsmedizinisches Untersuchungsprogramm mit Erfassung psychomentalen Belastung bei Lehrern.
Hinsichtlich des ursprünglichen Anliegens des Workshops nach einer empirischen Effektivitätsüberprüfung angemessener Maßnahmen zeigte sich sowohl in den Vorträgen als auch in der abschließenden Podiumsveranstaltung, dass die Evaluationsforschung zur Gesundheitsprävention in Deutschland noch am Anfang steht.

Schlagwörter:
Lehrergesundheit, psychische Gesundheit, Frühinvalidität, Prävention, Evaluation