Die 8 Eigenschaften perfekter Prompts

„Prompt Engineering“, also das Entwickeln und Testen von Prompts, ist eine super wichtige Aufgabe im Umgang mit ChatGPT.

Und zudem ein komplett neues Berufsfeld, das in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird.

Damit du damit nicht bei null damit startest, habe ich dir in dieser Lektion die acht Eigenschaften perfekter Prompts zusammengestellt. 

An diesen Eigenschaften kannst du dich immer wieder, wenn du mal nicht den Output bekommst, den du dir von den Tools erhoffst. 😉

1. Der Prompt ist eindeutig und klar formuliert

Um sicherzustellen, dass ChatGPT und Co. deine Prompts verstehen und den gewünschten Output liefern, ist es wichtig, dass deine Prompts so klar und eindeutig formuliert sind wie möglich.

Das impliziert zum Beispiel:

  1. Keine schwerwiegenden Rechtschreib- oder Grammatikfehler (bei kleineren Fehlern versteht dich ChatGPT in den meisten Fällen trotzdem)
  2. Doppeldeutige Wörter oder Phrasen vermeiden
  3. Slang, Dialekt oder Umgangssprache vermeiden
  4. Redewendungen oder Idiome vermeiden
  5. Klare Bezüge (vor allem wichtig bei Personalpronomen: Worauf bezieht sich das „er“ oder „es“ im Nebensatz?)
  6. Keine komplexen Satzstrukturen
Schlechter Prompt:

Schreibe eine Reportage über eine Weltreise, die sehr lang ist
Besserer Prompt:

Schreibe eine Reportage über eine lange Weltreise.
Im zweiten Prompt ist klar, dass es sich um eine lange Weltreise handelt und nicht um eine lange Reportage. 😉

💡 Tipp: Wenn du Begriffe in deinen Prompts verwendest, die du nicht durch einfachere Begriffe ersetzen kannst, kann es helfen, ChatGPT eine Definition dieser Begriffe mitzuliefern.

2. Der Prompt hat ein klares Ziel

Bevor du ChatGPT einen Text schreiben lässt, frage dich:

  1. Wofür benötige ich den Text?
  2. Welches Ziel möchte ich damit erreichen?
  3. Gibt es etwas, was der Text unbedingt enthalten oder nicht enthalten sollte?
  4. An wen richtet sich der Text?
  5. Welches Gefühl soll er in Lesern hervorrufen?
  6. Auf welcher Plattform soll der Text geteilt werden?
Wenn du genau weißt, was du mit ChatGPT erreichen willst und deine Ziele in deinen Prompts detailliert kommunizierst, wirst du deutlich bessere Texte generieren.

Und am Ende weniger Folgebefehle oder -fragen stellen müssen, weniger Nachbearbeitungsaufwand haben und dadurch viel Zeit sparen.

Extrem schlechter Prompt:

Kannst du mir mit einem Blogartikel helfen?
Schlechter Prompt:

Kannst du mir mit einem Blogartikel über Käsesorten helfen?
Guter Prompt:

Schreibe einen Blogartikel über die drei beliebtesten Käsesorten. Der Blogartikel soll 300 Wörter lang sein. Der Blogartikel richtet sich an Hobbyköche, die lernen wollen, welche Käsesorten man beim Kochen am besten verwendet und für welche Gerichte man die Käsesorten verwendet. Der Blogartikel soll einfach geschrieben sein und nicht zu viele Fachbegriffe oder Fremdwörter enthalten.

3. Eine Aufgabe zur Zeit

Durch Punkt 2 und 3 ist dir vielleicht klar geworden:

ChatGPT eine Aufgabe zu geben, ist vergleichbar damit, einem Menschen eine Aufgabe zu geben.

Multitasking können beide nicht gut. Wenn du einen Prompt schreibst, gib der KI also nicht fünf Aufgaben gleichzeitig, sondern nur eine.

So etwas solltest du auf jeden Fall vermeiden:

Schreibe einen Blogartikel, einen Twitter-Post und eine Präsentation zu den drei beliebtesten Käsesorten. Die Zielgruppe für den Blogartikel und den Twitter-Post sind Hobbyköche, die lernen wollen, welche Käsesorten man beim Kochen am besten verwendet und für welche Gerichte man die Käsesorten verwendet. Die Zielgruppe für die Präsentation sind Profi-Köche. Die Texte soll einfach verständlich sein und nicht zu viele Fachbegriffe oder Fremdwörter enthalten (abgesehen von der Präsentation, die darf viele Fachbegriffe enthalten).
Und falls doch, gib ChatGPT eine klare Schritt-für-Schritt-Anweisung:

4. Komplexe Aufgaben in klare Schritte aufteilen

Falls du ChatGPT eine komplexere Aufgaben geben möchtest, solltest du genau aufschlüsseln, welche Schritte dafür notwendig sind. So stellst du sicher, dass die Antwort genau dem entspricht, was du erwartest:

Ich möchte, dass du eine Gedichtinterpretation für mich erstellt. Folgende vier Schritte sind dafür notwendig:


- Schritt 1: Fasse das Gedicht inhaltlich für mich zusammen
- Schritt 2: Beschreibe den Aufbau des Gedichts (Verse, Strophen, Reimschema, Versmaß und Endsilben)
- Schritt 3: Analysiere die Sprache des Gedichts
- Schritt 4: Interpretiere das Gedicht


Das ist das zu interpretierende Gedicht:


[Gedicht einfügen]
Die klare Aufteilung in Schritt 1, 2, 3 und 4 in unserem Beispiel-Prompt sorgt dafür, dass ChatGPT die Aufgaben in der richtigen Reihenfolge ausführt, keine Schritte auslässt oder deine Anweisungen falsch interpretiert.

5. Es geht schnell, den Prompt zu schreiben

Vielleicht hast du dir (vor allem bei den längeren Prompt-Beispielen) gedacht:

„Wenn ich sehr lange und detaillierte Prompts schreiben muss, dann kann ich den Text auch gleich selbst schreiben!“

Und damit hast du nicht ganz Unrecht. 😉

Es sollte nicht super lange dauern, Prompts zu schreiben. Der perfekte Prompt lässt sich schnell zusammenstellen und ist so kurz wie möglich.

Eine gute Möglichkeit dafür, ist es „Listen-Prompts“ anstatt Prompts auszuformulieren. Der letzte Prompt aus Punkt 2 würde dadurch so aussehen:

Textart: Blogartikel
Thema: Die beliebtesten 3 Käsesorten
Länge: 300 Wörter
Zielgruppe: Hobbyköche
Ziel des Textes: Die besten Käsesorten zum Kochen zeigen; zeigen, für welche Gerichte man welche Käsesorten verwendet
Sprachstil: einfache Sprache mit wenigen Fremdwörtern und Fachbegriffen
Mehr dazu erfährst du in der Lektion Listen- vs. Fließtext-Prompts.

Damit das Schreiben von Prompts noch schneller geht, habe ich dir einen Prompt-Generator programmiert, zu dem du mehr in dieser Lektion erfährst.

PS: Es kann Sinn ergeben, super lange und detaillierte Prompts zu schreiben, wenn du sie immer wiederverwenden kannst. Also z. B. wenn du viele Blogartikel schreiben willst, die ähnlich aufgebaut sind oder ein ähnliches Thema haben.

6. Der Prompt ist detailliert, aber nicht überladen

Details zu ergänzen ist eine der besten Maßnahmen, um besseren Output von ChatGPT und Co. zu bekommen.

Allerdings:

Du kannst Prompts auch „zu detailliert“ schreiben.

Zu viele Infos, Ergänzungen, Anweisungen oder Beispiele in deinen Prompts können dafür sorgen, dass ChatGPT damit überfordert ist und das eigentliche Ziel des Prompts verwässert wird.

Schreibe also detaillierte Prompts, aber achte dennoch darauf:

  1. dich so kurz wie möglich zu fassen
  2. unnötige Details oder Anweisungen auszulassen
  3. das Ziel des Prompts klar und eindeutig zu kommunizieren

7. Im Prompt den Schreibstil definieren

Der Schreibstil von ChatGPT, Jasper und Co. ist von Haus aus eher mittelmäßig:

Sie neigen zu Wiederholungen und schreiben oft zu langatmig. Zudem klingen Texte oft monoton und „roboterhaft“.

Dagegen gibt es ein jedoch einfaches Gegenmittel:

Du sagst den Tools einfach, wie sie schreiben sollen. Wenn du z. B. willst, dass ChatGPT in einfacher Sprache schreiben soll, kannst du das in deinem Prompt ergänzen:

Schreibe in einfacher Sprache. 
Oder alternativ in Listenform:

Sprachstil: einfacher Sprache
Wenn das nicht die gewünschten Resultate bringt, kannst du ChatGPT aufschlüsseln, was „einfache Sprache“ bedeutet, also z. B.:

Vermeide Metaphern, Ironie und Redewendungen. Schreibe Abkürzungen immer aus (auch weitverbreitete). Vermeide den Nominalstil. Nutze aktive Verbformen statt passive Verbformen. Verwende Wörter aus der gesprochenen Sprache. Ersetzte abstrakte Begriffe durch konkrete Begriffe. Ersetze Fremdwörter, schwierige Begriffe oder lange zusammengesetzte Wörter durch einfachere Wörter. Verwende eine einfache und logische Satzstruktur. Vermeide Gedankensprünge und lange Nebensätze. Jeder Satz soll nur einen Gedanken enthalten.
Oder alternativ in Listenform:

Metaphern, Ironie und Redewendungen: vermeiden
Abkürzungen: immer ausschreiben (auch weitverbreitete)
Nominalstil: vermeiden
Verbformen: Passiv vermeiden
Wortwahl: Wörter aus der gesprochenen Sprache verwenden; abstrakte Begriffe durch konkrete Begriffe ersetzen; Fremdwörter, schwierige Begriffe oder lange zusammengesetzte Wörter durch einfachere Wörter ersetzen
Satzstruktur: Einfach, logisch, Gedankensprünge vermeiden, lange Nebensätze vermeiden, jeder Satz soll nur einen Gedanken enthalten

8. Beispiele liefern (optional)

Es kann enorm helfen, ChatGPT und Co. Beispieltexte mitzuliefern.

Das ist nicht natürlich nicht unbedingt erforderlich, sorgt aber oft dafür, dass sich die Tools noch besser an einen bestimmten Sprachstil oder den von dir gewünschten Textaufbau halten.

Und nein, dieser Tipp kommt nicht von ungefähr.

OpenAI sagt in seinen GPT Best Practices immer und immer wieder, dass man Beispiele in seinen Prompts verwenden soll:


Um ChatGPT & Co. Beispiele zu liefern, kannst du folgenden Prompt nutzen:

Das hier ist [Textart] zu [Thema]:


[Beispieltext einfügen]


Schreibe [Textart] zu [anderes Thema] und benutze oben stehende [Textart] als Referenz. Achte darauf, dass [Textart] einzigartig und kein Plagiat der oben stehenden [Textart] ist.
Ein Beispiel in ChatGPT würde so aussehen (der rosa Kasten ist der Beispieltext):


Es geht natürlich auch einfacher als Listen-Prompt. Füge dazu einfach folgendes Element hinzu:

Beispieltext: [Beispieltext einfügen]
Dabei kannst du auch zwei oder drei Beispiele mitliefern, was für noch bessere Resultate sorgen kann:

Beispieltext 1: [Beispieltext 1 einfügen]
Beispieltext 2: [Beispieltext 2 einfügen]
Beispieltext 3: [Beispieltext 3 einfügen]

9. Befehle statt Fragen

Es ist in den meisten Fällen besser, ChatGPT einen Befehl zu geben, anstatt eine Frage zu stellen.

Das hat drei Gründe:

1. Befehle sind kürzer als Fragen

Schreibe einen Blogartikel zum Thema „Gefahren künstlicher Intelligenz“.
ist zum Beispiel 12 Zeichen kürzer als:

Kannst du einen Blogartikel zum Thema „Gefahren künstlicher Intelligenz“ schreiben?
2. Es ist umständlicher, detaillierte Prompts zu schreiben

Bei Fragen ist es in der Regel schwieriger und erfordert mehr Zeichen, deinen Prompt um Modifikatoren zu ergänzen. Oft musst du dafür noch einen weiteren Satz an die Fragen dranhängen:

Warum sind Bananen gelb? Erkläre das so, dass es für ein Kind verständlich ist.
In Befehlsform geht das schneller und einfacher:

Erkläre einem Kind, warum Banane gelb sind.
3. Befehle bieten mehr Klarheit

Wenn du ChatGPT die Frage stellst, warum Bananen gelb sind, ist nicht zu 100 % klar, wie der Output gestaltet sein soll.

Bei Befehlen ist die Richtung bereits an sich klarer, weil du ein zusätzliches Verb für die Befehlsform benötigst:

Erkläre, warum Bananen gelb sind.
Analysiere, warum Bananen gelb sind.
Zudem habe ich festgestellt, dass ich automatisch dazu neige, mehr Details zu einem Prompt hinzuzufügen, wenn ich ihn in Befehlsform schreibe:

Erkläre in einfachen Worten, warum Bananen gelb sind.