Course overview
Gesundheitliche Probleme
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Bei Weitem nicht immer wird das lang anhaltende und intensive Schreien bei Babys in den ersten 3 Lebensmonaten durch gesundheitliche Probleme oder Schmerzen verursacht und doch ist es wirklich sinnvoll, als Erstes zumindest die gängigsten gesundheitlichen Gründe durch den Kinderarzt abklären zu lassen. Wenn Du das Gefühl hast, von Deinem KiA nicht ernst genug genommen zu werden, hol Dir auf jeden Fall nach Möglichkeit eine zweite Meinung ein. 
DAS KISS SYNDROM

Dein Baby schreit ungewöhnlich viel, schläft schlecht, hält sein Köpfchen etwas schief & liegt mit Vorliebe immer nur auf einer Seite? Dann könnte es sich ggf. um das KISS-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung) handeln. Dabei handelt es sich um eine Bewegungsstörung der oberen Halswirbelsäule. Der Terminus beschreibt eine Fehlstellung, die zu asymmetrischen Haltungen & Bewegungen führt.

Man unterscheidet zwei Varianten des KISS-Syndroms:

KISS 1: Kopfgelenk und Halswirbel sind so verschoben und blockiert, dass die Drehung des Kopfes zu der einen Seite unangenehm und schmerzhaft ist.
KISS 2: Kopfgelenk und Halswirbel sind ebenfalls verschoben und blockiert, das Kind überstreckt aber wegen der Schmerzen den Kopf nach hinten.

Woran erkenne ich, ob mein Baby das KISS-SYNDROM hat?
▶️ Dein Baby hat eine bevorzugte Lage, Blick- sowie Bewegungsrichtung ⁠(auch z.B. beim Stillen eine Lieblingsseite)
▶️ Dein Baby schreit häufig und scheint sich durch nichts beruhigen zu lassen.
▶️ Der Kopf deines Babys ist seitlich abgeflacht.
▶️ Dein Baby schläft schlecht ein- und durch

Worauf ist das KISS – Syndrom zurückzuführen?
⁠Als Ursache wird oft eine traumatisch behaftete Geburt genannt, unter anderem ein Notkaiserschnitt, eine Mehrlingsgeburt oder eine Zangengeburt.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Nachdem der Kinderarzt organische Probleme ausschließen konnte, sollte man einen Kinderorthopäden oder Osteopathen aufsuchen. Es gibt spezielle KISS-Therapien, womit Blockaden in den Gelenken der Halswirbel gelöst werden können.⠀


BLOCKADEN

Bedauerlicherweise sind Blockaden nicht immer sofort ersichtlich und viele Familien haben einen langen Leidensweg, bevor die Diagnose erfolgt. Blockaden sind Verspannungen in der Muskulatur. Manchmal sind sogar ganze Wirbel betroffen. Bei Säuglingen sind Blockaden häufig in der Halswirbelsäule, im Becken und im Schädel zu finden. Je nach Ausprägung kann eine Blockade starke Auswirkungen auf das Verhalten deines Babys haben.

Wie entstehen Blockaden?
Blockaden können bei Babys auf zwei Arten entstehen. Entweder handelt es sich um eine vorgeburtliche Blockade, diese kann durch eine falsche Haltung im Mutterleib aufkommen oder die Strapazen während der Geburt sorgen dafür. Mehrlinge, sehr große Kinder und Beckenendlagen sind besonders anfällig für vorgeburtliche Blockaden.
Die meisten Blockaden entstehen jedoch während der Geburt.Bei der Geburt wird das Kind durch den Geburtskanal gepresst, sodass die Halsmuskulatur stark gestreckt wird. Aber auch lange Pausen zwischen den Wehen oder Hilfsmittel, wie eine Geburtszange können für eine Blockade verantwortlich sein.

Wie erkenne ich eine Blockade?
➡️Dein Schatz tut sich schwer an der Brust oder der Flasche zu trinken und ist oft unruhig.
➡️Häufiges Weinen und Unzufriedenheit
➡️Dein Kind hat eine Lieblingsseite und kann seinen Kopf nicht in die andere Richtung drehen
➡️Häufiges Spucken und Bauchschmerzen
➡️Dein Kind hat einen abgeflachten oder verformten Kopf

Wie kann eine Blockade behandelt werden?
Die wirksamste Methode, um eine Blockade zu behandeln, ist der Weg zu einem Osteopathen. Der Osteopath wird dein Baby zunächst einmal genau abtasten. Seine Aufgabe besteht darin, Bewegungseinschränkungen durch Berührungen festzustellen und sie sanft mit den Händen zu lösen. Prinzipiell wird dein Baby also vorsichtig massiert, und die Verspannung im besten Fall nach und nach gelöst.
Umso früher die Blockaden bemerkt werden, desto besser kann man sie behandeln. Meistens reichen dann auch schon ein bis zwei Sitzungen aus.


REFLUX

In den ersten Lebensmonaten kommt es häufig vor, dass Babys ihre zuvor aufgenommene Nahrung (Muttermilch oder Folgemilch) wieder ausspucken bzw. kleine oder größere Mengen davon erbrechen. Das liegt daran, da bei Säuglingen der Muskel am unteren Ende der Speiseröhre noch nicht vollständig ausgebildet ist.⁠

Der medizinische Begriff dafür lautet REFLUX. Die Kleinen stört dies in der Regel weniger und es bereitet ihnen kaum Probleme. Ist der Mageninhalt jedoch sauer, kann es nicht nur Diskomfort, sondern auch richtiges Brennen und auch Schmerzen bedeuten.

Folgende Symptome können auftreten:⁠
⁠➡️Dein Baby neigt sich beim Essen oder danach nach hinten
➡️ Dein Baby ist beim Trinken sehr unruhig
➡️Dein Baby würgt häufig und hat Schluckbeschwerden
➡️Dein Baby ist nach dem Essen unzufrieden oder weint/schreit viel

⁠Solltest du diese Symptome bei deinem Schatz erkennen, empfehle ich diese unbedingt mit dem Kinderarzt abzuklären. In den meisten Fällen ist Reflux übrigens auch ganz oft für Schlafstörungen bei Babys verantwortlich - verständlicherweise.

Hier ein paar allgemeine Empfehlungen bei Reflux:
>Nach dem Trinken hochhalten/hochlagern
>Immer ein ordentliches Bäuerchen machen lassen
>Das Baby nach dem Trinken erst aufrecht halten und dann möglichst auf der rechten Seite lagern
>Kleinere Mengen an Nahrung, dafür öfter anbieten

Reflux ist in den ersten Wochen nach der Geburt bei Säuglingen keine Seltenheit und verschwindet mit zunehmender Reife und Wachstum selbstständig.Dann wird der Mageneingang am Ende der Speiseröhre durch ein kräftiges Muskelfaserband verschlossen, sodass ein Zurückfließen des Mageninhaltes in der Regel nicht mehr auftritt. Bei einigen Kindern wird es erst mit Einführung der festeren Nahrung (Beikost) besser.

Einen ausführlichen Beitrag zum Thema Reflux findest du auf meinem Blog: BLOGBEITRAG


3-MONATS-KOLIKEN

Dein Baby schreit und schreit und lässt sich kaum beruhigen, hat ein knallrotes Köpfchen und zieht seine Beinchen an sich?⁠Auf der Suche nach Gründen für dieses Verhalten stolpert man häufig über den Begriff 3-Monats-Koliken. Am schlimmsten sind die sogenannten 3-Monats-Koliken normalerweise im zweiten und dritten Lebensmonat, daher auch der Name.

Inzwischen geht man davon aus, dass Säuglinge, die in den ersten drei Monaten viel schreien, nicht zwingend unter Koliken bzw. Bauchschmerzen leiden müssen. Denn häufig handelt es sich dabei um eine Regulationsstörung oder das Bauchweh ist erst eine Folge des Schreiens. Durch das häufige Schreien gelangt nämlich mehr Luft in den Bauchraum deines Schatzes und das wiederum kann zu einem aufgeblähtem Bäuchlein und Blähungen führen.

Anzeichen für Koliken könnten sein

➡️Schreiattacken kommen plötzlich und sind anfallsartig
➡️Beine ausstrecken oder zum Bauch ziehen
➡️Ein gerötetes Gesicht beim Weinen
➡️Geballte Fäuste
➡️Schmerzverzehrtes Gesicht⁠
➡️Aufgeblähter Bauch und Blähungen

Bestimmt bringen folgende Tipps ein wenig Erleichterung

➡️Ruhe und Zeit beim Trinken
➡️Wenn das Baby schreit - erst beruhigen dann füttern
➡️Der Fliegergriff (siehe Bild)⁠
➡️Das Baby viel in der Trage tragen / schaukeln
➡️Ein lauwarmes Kirschkernkissen
➡️Eine sanfte Bauchmassage⁠

Wichtig zu verstehen in der Zeit ist, dass das ganze Verdauungssystem sich nach der Geburt auf die Nahrungsaufnahme erst umstellen muss. Dabei wird der Darm mit Abermillionen von Bakterien besiedelt, die nicht nur für die Verdauung, sondern auch für die Immunität des Säuglings wichtig sind. Dieser Prozess dauert seine Zeit und kann manchmal zum Unwohlsein bei einem Baby führen - das ist wirklich normal. Nicht normal ist es immer dann, wenn Verdauungsbeschwerden übermäßig stark ausgeprägt sind oder der Kinderarzt anhand einer Stuhlprobe feststellt, dass es eine Dysbalance bei der Verteilung der Darmbakterien gibt. Dieser Zustand kann durch Gabe spezieller Präparate, die "gute" Darmbakterien enthalten, behandelt werden. Spreche also auf jeden Fall deinen Kinderarzt auf das Thema an. ⠀


KUHMILCH-ALLERGIE

Die Milch einer Kuh enthält bis zu 25 verschiedene Eiweiße.  Bei einer Kuhmilchallergie reagiert der menschliche Körper auf eines oder mehrere davon allergisch. Fast jedes 20. Kind ist davon betroffen, somit ist es die häufigste Allergieart im Kindesalter⁠

Symptome können sehr vielfältig sein, unter anderem:
➡️ Bauchschmerzen⁠, Blähungen, Durchfall
➡️ Spucken, Übergeben, Gewichtsverlust⁠
➡️ Ausschlag, Ekzeme, Neurodermitis, Nesselsucht
➡️ Atembeschwerden, chronischer Husten

Natürlich können diese Beschwerden den Schlaf erheblich beeinträchtigen. Oft schreien und weinen Babys untröstlich, unter anderem direkt nach der Flaschen - oder Stillmahlzeit, scheinbar ohne erkennbaren Grund. Die allergische Reaktion setzt ein und sorgt für Schmerzen und Unwohlsein.⁠

Was kann man tun? 

Zeigt dein Baby eins oder mehrere dieser Symptome, solltest du einen Kinderarzt aufsuchen.Wenn dieser die Kuhmilcheinweißallergie bestätigt, kann man dagegen angehen. Oft sind Kinderärzte aber eher dazu geneigt, jegliche Bauchschmerzen und sonstige Beschwerden auf die sogenannte 3-Monats-Koliken zu schieben (selbst bei Wikipedia findet man den Begriff nicht mehr!). In dem Fall kannst du selbst tätig werden. 

Wird das Baby ausschließlich gestillt, so kannst du für etwa 2 Wochen auf Kuhmilchprodukte verzichten. Somit gelangen keine Allergene in die Muttermilch und belasten dann nicht mehr das Baby.

Bei Flaschenbabys steigt man auf eine Spezialnahrung um, die genau dafür ausgelegt und auf Basis stark aufgespaltener Kuhmilcheiweißmoleküle oder auf Basis freier, nicht allergener Aminosäuremischungen hergestellt ist. ⁠Für Kleinkinder gibt es auch pflanzlichen Milchersatz, wie z.B. Reis- oder Hafermilch - diese schmecken süßlich und werden von Kindern gern getrunken. 

Werden die Symptome durch den Verzicht auf Kuhmilchprodukte weniger oder verschwinden komplett, dann kann man auf einen Allergietest gut verzichten.

In akuten, schweren Fällen, kann die Gabe von Medikamenten notwendig sein. Lasst euch dahingehend von eurem Kinderarzt beraten.⁠ 

Eine Laktoseintoleranz kann auch ein guter Grund für Bauchschmerzen und Durchfall sein. Oft wird diese von Eltern ans Kind weitervererbt und gibt sich entweder mit zunehmendem Alter von alleine oder kann ebenfalls durch Milchersatz oder Gabe von speziellen Präparaten gemildert werden. 


EIN ZU KURZES ZUNGENBÄNDCHEN

Was ist eigentlich ein Zungenbändchen? Das Zungenbändchen ist eine muskuläre Falte, es befindet sich unterhalb der Zunge und verbindet diese mit dem Mundboden. Das Zungenbändchen ist normalerweise kaum zu spüren. Wir nehmen es nur wahr, wenn wir unsere Zunge weit nach vorne schieben, oder die Zunge zur Seite bewegen. Bei einer Verkürzung des Zungenbändchens ist die Beweglichkeit der Zunge eingeschränkt. Dein Baby benötigt das Zungenbändchen vor allem beim Trinken, was beim Thema Stillen sehr wichtig sein kann. Wenn das Zungenbändchen zu kurz ist, hat Dein Baby Schwierigkeiten, Milch aus der Brustwarze zu bekommen. Es braucht die Bewegungsfreiheit, um die Brustwarze und den Warzenvorhof in den Mund nehmen zu können und dann dementsprechend zu saugen.

Folgende Probleme können bei einem zu kurzen Zungenbändchen auftreten:

➡️ Das Baby hat Schwierigkeiten, die Brust zu erfassen und sie im Mund zu halten
➡️ Schmerzen beim Stillen und wunde, nicht-heilende Brustwarzen⁠
➡️ Häufige, lange und ineffektive Stillmahlzeiten
➡️ Gewichtsabnahme oder schlechte Gewichtszunahme nach der Geburt
➡️ Stillprobleme, u.a. Rückgang der Milchmenge
➡️ Unruhe und Frustration des Babys an der Brust

Was kann man tun? 

Meine Empfehlung ist: lasse diese Beschwerden am besten beim Kinderarzt oder bei Bedarf durch eine erfahrene Stillberaterin abklären.

Stillberaterinnen mit einer medizinischen Ausbildung findest Du bei https://www.lalecheliga.de/ oder hier https://www.bdl-stillen.de/